Gemessen an den vielen Millionen Containern, die jährlich weltweit transportiert werden, sind über Bord gehende Container wahrlich Einzelfälle. Dennoch ist es für die Sicherheit von Mensch, Ladung und Umwelt wichtig, besonderes Augenmerk auf die Ladungssicherung an Bord zu legen.
Auf ein voll beladenes Containerschiff wirken Kräfte ein, denen natürlich auch die geladenen Container ausgesetzt sind. Jeder einzelne muss Vertikal- und Horizontallasten standhalten, ohne sich zu verformen. Da sind zum einen jene statischen Kräfte, die aus den Bruttogewichten der Container an Bord bei Schiffsbewegungen resultieren. Hinzu kommen dynamische Kräfte wie Roll-, Stampf- und Tauchbewegungen eines Schiffes und der Einfluss des Windes.
Im Gegensatz zu den unter Deck gestapelten Containern, die durch Zellgerüste gehalten werden – sie bilden ein Gegenlager zu den Schiffsbewegungen – sind an Deck gestapelte Container diesen Kräften völlig ausgeliefert. Sie können nicht horizontal gestützt werden.
Damit die hohen Containerstapel an Deck bei einem Sturm nicht aus dem Gleichgewicht geraten, oder sich einzelne Boxen durch die von oben drückende Last verformen, müssen Zurr- und Stützkräfte sowie die zulässigen Stapelgewichte exakt festgelegt werden. Diese Berechnungen sind kompliziert und müssen auf die Charakteristik des jeweiligen Schiffes abgestimmt werden. Denn die erlaubten Stapelgewichte hängen von den Querbeschleunigungskräften ab, die je nach Schiffsgröße und Rollverhalten des Schiffes unterschiedlich sind.
Als Ladungsoffizier ist der Erste Offizier
eines Schiffes für das richtige Stauen verantwortlich.
Eine komplexe Arbeit, denn
ein Schiff wird nie vollständig gelöscht –
schwere Container, die bereits im nächsten
Hafen entladen werden sollen, können
nicht unter Deck gestaut werden. Auch
darf bestimmte Ladung nicht übereinander
gestaut werden. Bei Containern mit
Gefahrgut sind Mindestabstände zu anderen
Containern einzuhalten. Zudem kann
es passieren, dass Container verspätet im
Hafen eintreffen, so dass noch kurzfristig
umgestapelt werden muss.
Der Ladungsoffizier muss all dies berücksichtigen,
wenn er auf Grundlage der zu
ladenden und löschenden Container, die er
per Stauplan samt Gewicht und Löschhafen
jedes einzelnen Containers vorab vom
Agenten erhält, über den Ladungscomputer
die Abfahrts- und Ankunftsstabilität des
Schiffes nach internationalen Stabilitätskriterien
berechnet. Bevor dies nicht geschehen
ist, darf das Schiff nicht auslaufen.
Die Hansa Mare Reederei nutzt dazu
das Programm EASECON. Der Ladungsrechner
muss allerdings auf zuverlässige
Daten bauen. Um sicher zu stellen, dass
Container das im Stauplan angegebene
Gewicht nicht überschreiten, sind viele
Verladebrücken in den Terminals inzwischen
schon mit Gewichtsanzeigern ausgerüstet,
so dass ein unerlaubt schwerer
Container sofort auffällt. Der Ladungsoffizier
überzeugt sich persönlich während der
Ladearbeiten davon, dass die Container am
richtigen Platz stehen. Wenn ein 30 t Container
statt im unteren im oberen Teil eines
Stapels steht, birgt das ein unkalkulierbares
Schadensrisiko. Doch selbst ein
vom Gewicht her korrekter Container kann
im Sturm zu einem Risiko werden, falls
er nicht bereits beim Versender vorschriftsmäßig
gepackt worden ist und im Inneren
etwas verrutschen kann.
Bei Stapelhöhen von bis zu acht Lagen an
Deck sind die technischen Spielräume von
Reedereien und Laschmittelhersteller fast
ausgeschöpft. Durch die hohe Stauung
kommt es zu gesteigerten Abhebekräften
beim Rollen des Schiffes und zu hohen
Drucklasten auf dem untersten Deckscontainer;
in den oberen Lagen können daher
meist nur Leercontainer gefahren werden,
damit sich der Gewichtsschwerpunkt des
Schiffes nicht zu weit nach oben verlagert.
Um letztlich noch höhere Stapelgewichte fahren zu können, müssten die Container entsprechend verstärkt werden. Die Branche arbeitet bereits an Lösungen. Zusätzliche Laschvorrichtungen, wie zum Beispiel ein bis zwei Lagen hohe Laschbrücken, um auch die Boxen in der dritten und vierten Lage mit einem Kreuzlashing verzurren zu können, wären eine Übergangslösung. Auf jeden Fall steht und fällt der Containerstapel mit sorgfältiger und regelmäßig kontrollierter Laschung.